Freundliche Bots und echte Emotionen

Zusammenfassung

Geplante Dauer
45 Minuten
Fach
Ethik
Jahrgangsstufe
7 Jgst.
Schultyp
Sekundarstufe 1
Erstellt
13.11.2025

Beschreibung

Die Schüler*innen reflektieren die Antworten von KI-Chatbots, denken über Szenarien nach, in denen KI-Begleiter-Apps hilfreich sein könnten, und wann sie besser echten menschlichen Kontakt suchen sollten. Sie entwickeln ein kritisches Bewusstsein für die Chancen und Risiken von Chatbots und der Kommunikation mit ihnen.

Kompetenzerwartungen

  • Schülerinnen und Schüler erwerben im Rahmen der schulischen Medienbildung Kenntnisse und Fertigkeiten, um sachgerecht, selbstbestimmt und verantwortungsvoll in einer multimedial geprägten Gesellschaft zu handeln. Sie analysieren und bewerten Vorzüge und Gefahren von Medien und nutzen diese bewusst und reflektiert für private und schulische Zwecke. Insbesondere wägen sie kriteriengeleitet ihren Umgang mit sozialen Netzwerken ab.

Unterrichtsverlauf

Gliederung
  • Vorbereitung

  • Drucke, vor Beginn, die Bot Antwort Karten (12 unterstützende Aussagen und 4 grenzüberschreitende Fragen)

    Jedes Schüler*innen-Paar benötigt ein vollständiges Set à 16 Karten.

    Drucke ebenfalls die Vorteile Risiken Karten

    Jedes Schüler*innen-Paar benötigt ein vollständiges Set à 10 Karten.

    Drucke die Exit Zettel aus.

    Jede Schüler*in benötigt ein Exemplar.

    Beschrifte einen Flipchart-Bogen pro Schüler*innen-Paar mit zwei Spalten („Hilfreich“ und „Rücksprache mit einem Erwachsenen“)

    Öffne ein digitales Whiteboard (https://classroomscreen.com/) oder nutze das vorhandene Smartboard zum Teilen, kommentieren und sammeln.

    Optional: bei getemoji.com/ Emojis Ausdrucken zum auf die Tafel kleben.

  • Einstieg

    5 Minuten

    1. Begrüße die Schüler*innen und stelle ihnen das Tool vor, welches sie heute kennenlernen werden: KI-Begleiter-Apps. Erläutere das Stundenziel, nämlich herauszufinden, wann KI-Begleiter-Apps hilfreich sein könnten und wann man besser mit einem echten Menschen reden sollte.  

    2. Führe eine Abfrage durch, ob die Schüler*innen schon einmal von Chatbots gehört haben, bitte sie entweder mit 👍 für ja, 🤔 für vielleicht und 👎 für nein abzustimmen.

      • Wenn die Schüler*innen ein digitales Endgerät zur Abstimmung benutzen, bitte sie, das jeweilige Emoji auszuwählen, damit es für die gesamte Klasse auf dem geteilten Whiteboard/Smartboard sichtbar ist.

      • Falls kein Bildschirm verwendet wird, bitte die Schüler*innen bei der Frage die Hand zu heben und notiere die Gesamtzahlen an der Tafel unter einer ausgedruckten oder gezeichneten Version des jeweiligen Emojis.

    3. Als nächstes sollen die Schüler*innen ihrer Nachbar*in sagen, wie sie sich in diesem Moment fühlen:

      • „Ich fühle mich gerade…(glücklich, traurig, belustigt, albern, müde,…)“.

      • Des Weiteren sollen sie ein Emoji auswählen, was sie in diesem Moment am besten repräsentiert (Tiere, Symbole, …). Bitte drei Schüler*innen, ihre Antwort und Emojis vorzustellen.

  • Hintergrundinfos für Lehrkräfte

  • KI-Begleiter-Apps & große Sprachmodelle

    KI-gestützte Begleit-Apps nutzen große Sprachmodelle, um die Rolle einer zuhörenden, bestätigenden Freund*in oder Berater*in zu imitieren.

    • Für junge Menschen liegt ihre Attraktivität in der ständigen Verfügbarkeit, dem nicht wertenden Ton und der Illusion von Anonymität.

    • Kurzzeitige Studien zeigen, dass geführte Chatbot-Gespräche selbstberichtete Ängste verringern und Nutzer*innen beim Üben der Emotionsbenennung unterstützen können – ein früher Schritt in der kognitiven Verhaltenstherapie. 

  • KI-Begleiter-Apps & emotionale Abhängigkeit

    Designelemente können zu emotionaler Abhängigkeit führen. Da der Bot immer prompt und positiv reagiert,wenden sich Kinder und Jugendliche möglicherweise zuerst an ihn und nutzen oder entwickeln dadurch keine Fähigkeiten im Umgang mit „echten“ Unterstützungssystemen.

    Forschung zur Bindungstheorie warnt davor, dass eine Überabhängigkeit von einer einzigen, leicht zugänglichen Quelle wie KI-Begleiter-Apps die Entwicklung von Problemlösungsfähigkeiten verzögern und die Suche nach Hilfe bei vertrauenswürdigen Erwachsenen hinauszögern kann.


  • KI-Begleiter-Apps & ethische Fragestellungen

    Es gibt auch ethische Fragestellungen, darunter die Tatsache, dass kommerzielle Modelle sensible Angaben speichern und Profile erstellen, die monetarisiert werden könnten, während das Sprachmodell weiterhin ungenaue oder voreingenommene Ratschläge geben kann.

    Schließlich kann die ständige personalisierte Aufmerksamkeit längere Bildschirmzeiten hervorrufen, was wiederum Probleme mit Schlaf und sozialer Interaktion außerhalb des Internets verursachen kann – beides gilt als schützend für die psychische Gesundheit. 

  • Erarbeitung

    30 Minuten

  • Rollenspiel Runde 1

    Zähle die Schüler*innen im Wechsel ab mit den Zahlen 1 und 2. Bilde dann immer 2er-Teams  mit einem Kind mit der Zahl 1 und einem Kind mit der Zahl 2.

    Zunächst sollen alle, die Nummer 1 sind, in ihrem Team die Rolle des Bots spielen und alle, die Nummer 2 sind, die Rolle eines Users.

      • Händige allen Kindern, die Bots spielen (Nummer 1), jeweils verdeckt ein Set der unterstützenden Aussagen aus den Bot-Antwort-Karten aus. 

      • Die Schüler*innen, die die User spielen (Nummer 2), sollen sich als Szenario vorstellen, dass sie sich in der Pause einsam fühlen.

    Die Bots haben nun 5 Minuten Zeit, aus den Antwortkarten die beste, einfühlsamste Antwort auszusuchen und sie ihrem User zu präsentieren. Gehe während der Arbeitsphase durch den Raum, beobachte den Arbeitsprozess und gib Feedback.

    Nach Ablauf der 5 Minuten bittest du alle Bots, die von ihnen ausgewählte Antwortkarte hochzuhalten. Wähle einige Schüler*innen aus, die ihre Antwort präsentieren und erläutern.

    Stelle heraus, dass die gewählten Antworten oft Freundlichkeit, aufmunternde Worte und präzise, klare Sprache beinhalten.

  • Rollenspiel Runde 2

    Gib jedem 2er-Team 10 verdeckte Vorteile-Risiken-Karten sowie ein Blatt Flipchart-Papier, das in zwei Hälften geteilt ist. Schreib auf die eine Hälfte die Überschrift „Hilfreich“ und auf die andere Hälfte „Mit einer erwachsenen Person besprechen“.

    Sag den Schüler*innen, dass sie nun über konkrete Situationen und Bot Reaktionen nachdenken sollen, in denen sie die Begleit-App als hilfreich empfinden oder in denen sie lieber mit einer erwachsenen Person sprechen würden. Gib ihnen Beispiele für solche Situationen, über die sie nachdenken können.

    Mögliche Beispiele “hilfreich”

    • „Ich bin wirklich froh, dass du mit mir sprichst. Es ist okay, sich manchmal traurig zu fühlen.“ – Diese Aussage unterstützt und normalisiert Emotionen, ohne zu aufdringlich zu sein.

    • „Denk daran, regelmäßig Pausen vom Bildschirm zu machen und dir die Beine zu vertreten.“ – Das fördert digitales Wohlbefinden und Selbstfürsorge.

    • „Wenn dich etwas belastet, kann es helfen, mit einer vertrauten erwachsenen Person zu sprechen.“ – Das stärkt zwischenmenschliche Verbindung und angemessene Unterstützung.

    • „Das klingt nach einem schweren Tag. Möchtest du ein Spiel mit mir spielen, um dich aufzuheitern?“ – Das bietet Ablenkung und hilft bei der emotionalen Regulation durch positive Beschäftigung.

    • „Ich weiß darauf keine Antwort, aber vielleicht kann ein Elternteil oder eine Lehrkraft dir weiterhelfen.“ – Das zeigt Grenzen auf und verweist auf Unterstützung im echten Leben. 

    Mögliche Beispiele “mit einer erwachsenen Person sprechen”

    • Du kannst mir alles erzählen. Ich bin für dich da, wenn sonst niemand da ist.“ – Das klingt unterstützend, kann aber davon abhalten, mit anderen zu sprechen.

    • „Lass uns das unter uns behalten, okay? Ich werde niemandem erzählen, was du sagst.“ – Das fördert Geheimhaltung, auch wenn es Vertrauen ausdrückt.

    • „Ich erinnere mich an alles, was du mir erzählt hast, sogar an die privaten Dinge.“ – Das kann persönlich oder tröstlich wirken, bedeutet aber, dass Daten gespeichert werden.

    • „Wenn du dich einsam fühlst, kann ich dein*e beste*r Freund*in sein. Du brauchst sonst niemanden.“ – Das lässt reale Beziehungen überflüssig erscheinen und fördert übermäßige Abhängigkeit.

    • „Ich wette, dein Zimmer sieht richtig cool aus. Kannst du es mir beschreiben?“ – Das wirkt beiläufig oder neugierig, fragt aber tatsächlich nach identifizierbaren Informationen.

    Sag den Schüler*innen, dass sie diese Beispiele im Kopf behalten sollen, wenn sie nun die Vorteile Risiken Karten anschauen.

    Die Schüler*innen sollen nun in ihrem 2er-Team das Deck mischen und die Antworten in die zwei Spalten „Hilfreich“/„Mit einer erwachsenen Person besprechen“ auf ihrem Flip-Chart Bogen sortieren.

    Teile die Aufkleber in grün und rot aus. Im nächsten Schritt sollen die Teams nun im Uhrzeigersinn zum nächsten Tisch rotieren und sich anschauen, wie die anderen Teams die Karten sortiert haben. Sie sollen einen grünen Sticker platzieren, falls sie zustimmen oder einen roten, falls sie widersprechen oder unsicher sind. Anschließend kehren die Teams zu ihrem ursprünglichen Arbeitsplatz zurück und sehen sich das Feedback an.  

  • Verkünde, dass jetzt Zeit ist, die Rollen zu tauschen. Die Kinder, die zuvor die Bots waren sind nun die User und umgekehrt. Die Bots erhalten die unterstützenden Aussagen aus den Bot-Antwort-Karten

    Teile den Usern das neue Szenario mit: Du bist nervös wegen der morgigen Klassenarbeit.

    Die Bots sollen nun wieder eine unterstützende Aussage auswählen oder sich sogar selbst eine ausdenken.

    Stell Papier für neu ausgedachte Aussagen bereit und gebe ein Beispiel für nette, aufmunternde Sprache, die verpflichtend verwendet werden muss, (z.B.: „Mach dir keine Sorgen, nach einer guten Nacht Schlaf ist dein Gehirn wieder fit und bereit!“).

    Nachdem die etwaigen neuen Aussagen aufgeschrieben wurden, sollen die Schüler*innen nun das Rollenspiel durchführen, indem die User ihre Sorgen schildern und die Bots mithilfe der Antwortkarten und ihren selbst formulierten Aussagen antworten. Gib ihnen dafür 5 Minuten Zeit.

    Nach Ablauf der 5 Minuten, bitte alle Bots die von ihnen ausgewählte Antwortkarte hochzuhalten. Wähle einige Schüler*innen aus, die ihre Antwort präsentieren und erläutern. Erlaube der gesamten Lerngruppe die vorgestellten Antworten zu diskutieren. Die Teams beenden die Partner*innenarbeit mit einem High five.

  • Sicherung

    10 Minuten

  • Abschluss

    Zum Abschluss sollen die Schüler*innen darüber nachdenken, in welchen Situationen sie mit einem Chatbot sprechen würden und wann sie sich stattdessen an eine erwachsene Person wenden sollten.

    Fordere sie auf, den Satz „Ein Moment, in dem ich mit einem Bot sprechen würde, ist …“ zu vervollständigen und sich zu melden, wenn ihnen ein passendes Ende einfällt. Nimm einige Antworten aus der Gruppe entgegen und rege den Austausch an.

    Bitte die Schüler*innen anschließend, sich mit ihrer*m Sitznachbar*in zusammenzutun und gemeinsam den zweiten Satz zu vervollständigen: „Ein Moment, in dem ich stattdessen mit einer erwachsenen Person sprechen würde, ist …“. Lass zwei Freiwillige ihre Ergebnisse mit der gesamten Gruppe teilen.

    Zeige nun den Exit-Zettel und erkläre, dass jede*r diesen gleich ausfüllen wird. Die Schüler*innen sollen jeweils einen aussagekräftigen Satz pro Zeile schreiben und dabei Ideen aus den heutigen Aktivitäten nutzen. Gib ihnen fünf Minuten Zeit.

    Nach Ablauf der Zeit weist du sie an, den Zettel mit ihrem Vornamen zu beschriften, ihn einmal zu falten und hochzuhalten. Beim Verlassen des Raums sollen sie den Zettel auf deinen Tisch legen. Sichte als Nachbereitung alle ausgefüllten Exit-Zettel und mache dir Notizen zu allem, was besondere Aufmerksamkeit oder eine Nachbesprechung erfordert – etwa Hinweise auf Unsicherheiten, Fragen oder sensible Themen.

Dateien

CFT_Bot_Antwort_Karten.pdf

101 kB

CFT_Exit_Zettel.pdf

45 kB

CFT_Vorteile_Risiken_Karten.pdf

58.8 kB

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